Am 27.09.2016 ging es dann los. Überraschenderweise konnte ich trotz etwas Flugangst einigermaßen gut schlafen. Naja, um kurz nach fünf ging’s dann los in Richtung Hbf in Düsseldorf.
Hier hatte ich mich für den Mobilitätsservice der Bahn angemeldet. Das hat auch wirklich gut geklappt. Oben, an den Gleisen, kam ca. 15 Minuten bevor der Zug kam eine Mitarbeiterin der Bahn mit einem Lift, um mich incl. Gepäck in den Zug zu bringen. Der Wagon für den Flughafentransfer war allerdings nicht komplett barrierefrei. Da ich noch ein paar Meter laufen kann, haben wir meinen Rollstuhl am Eingang in einer Nische geparkt. Die paar Meter zum Sitz bin ich dann gelaufen. Wer also vollständig auf seinen Rollstuhl angewiesen ist, sollte hier beim Buchen darauf achten, u.U. in einen anderen Wagon gebucht zu werden, wo ein Rollstuhlplatz vorhanden ist.
In Frankfurt angekommen hat uns bereits ein Mitarbeiter der Bahn erwartet und mich mit einem Lift wieder aus dem Wagon geholt. Am Bahnsteig haben wir uns dann direkt an die Mitarbeiter vom Flughafen gewandt, um zum Check-In für den Zugtransfer zu kommen. Sie nahmen uns das Gepäck ab, sodass wir ohne Probleme voran kamen. Beim Check-In wurden dann nochmal kurz die Daten des Rollstuhls aufgenommen und dann der Service von FraCare informiert, damit ich abgeholt werde. Ein paar Minuten später war dieser dann auch da und hat mich und meine Schwester perfekt, auf kürzestem Wege, zur Sicherheitsschleuse und von dort zur Lounge der Lufthansa gebracht. Da wir noch ziemlich früh waren, konnten wir uns in der Lounge noch etwas aufhalten. Dort wurden wir dann später wieder abgeholt und zum Gate gebracht. Mit dem Rollstuhl konnten wir ein paar Minuten eher in den Flieger, als die anderen Gäste. Da im Flugzeug keinen Rollstuhl angemeldet hatte, war es so auch deutlich einfacher. Als erste war es dann auch kein Problem den riesigen A380 zu Fuß zu durchqueren, da unsere Plätze fast am Ende des Fliegers waren. Nachdem dann alle Gäste an Board waren, ging es dann pünktlich los Richtung Miami 🙂 Mit dem großen Entertainmentprogramm und den zwei warmen Mahlzeiten konnte man den langen Flug von 10 Stunden einigermaßen gut aushalten. Allerdings sind 10 Stunden eben 10 Stunden… Immerhin hatten wir keine wirklichen Turbulenzen.
Mit Rollstuhl Miami unsicher machen
In Miami gelandet, zeigte sich das Wetter erstmal nicht von seiner besten Seite. Es hat ziemlich stark geregnet und wie wir später erfahren haben, war unser Flieger auch der letzte, der noch landen durfte. Nachdem wir unseren Koffer hatten und uns auf den Weg nach draußen, raus aus dem Flughafen gemacht haben, wurden wir kurz nach der Kofferausgabe von einem Herren abgefangen. Er schnappte sich unsere Koffer und sagte er sei Taxifahrer und würde uns mitnehmen. Ehe wir uns versahen, waren wir auch schon in dem Taxi. Allerdings sah das Auto auch nicht aus wie ein richtiges Taxi. Eher wie ein umgebauter Kombi. So wirklich geheuer war uns das nicht. Aber im Nachhinein ist es doch gut gegangen. Für $45 hat er uns zu unserem Hotel gebracht. Entgegen der Aussage des Fahrers, war dieser Preis nicht wirklich ein Schnäppchen. Im Hotel erführen wir, das der Flughafentransfer auch deutlich günstiger geht. Also im Zweifel lieber mit einem normalen Taxi fahren und ein Festpreis aushandeln.
Als wir dann im Hotel auf unserem Zimmer waren war es mit Zeitverschiebung ja erst ca. 19 Uhr. Ich war allerdings tot müde. Wir haben uns dann aber nochmal auf die Terrasse des Hotels begeben, um die Zeit noch etwas totzuschlagen, damit wir am nächsten Tag nicht schon um 5 Uhr wach sind. Um 21 Uhr war dann aber Schicht und nach fast 24 Stunden auf den Beinen war ich dann endlich im Bett. Unser Zimmer bestand aus zwei Boxspring Betten, TV und einem Schrank und einem kleinen Schubladenschrank. Leider war mein Bett so hoch, dass ich nicht allein rein und raus kam. Das war der einzige Wermutstropfen an dem Zimmer. Das Badezimmer war komplett Ebenerdig mit einem Großen Sitz an der Seite. An der Toilette befand sich ein Griff zum Aufstehen.
Am nächsten Morgen konnten wir uns dann von dem reichhaltigen und deutlich anderen (als in Deutschland üblichen) Frühstücksbuffet überzeugen lassen. Neben Muffins, Donut und Keksen gehörten natürlich auch Pancakes und Würstchen zum Frühstück. Allerdings gab es auch frisches Obst. Bei diesem Angebot an süßem, bereits zum Frühstück, muss man sich über die Klischees zur Figur der Amerikaner nicht wundern. Nach dem Frühstück haben wir uns dann erstmal auf den Weg in Richtung Ocean Drive und Einkaufsstraße gemacht, um die Gegend zu erkunden. Da wir noch nicht sicher waren, wir uns ob es mit den Bussen klappt, sind wir die ca. 2,5 km zu Fuß gelaufen. Bzw. im Rollstuhl gefahren :p. Die Bürgersteige und Boardsteine sind, zumindest in Miami Beach, deutlich besser abgesenkt als hier in Deutschland. Ein abgesenkter Boardstein ist wirklich auch abgesenkt. Hier bei uns hat man ja dennoch hin und wieder noch Kanten. Den Rückweg zum Hotel gingen wir am Miami Beach Boardwalk entlang. Wunderschöner, ebenerdiger Weg. Er führt vom Mid-Beach bis runter zum South-Beach. Auf dem Weg zurück kamen wir auch einen Hotel vorbei, wo es spezielle Strandrollstühle gab. Diese hatte ich im Vorfeld der Reise bereits in einem anderen Blog gesehen und gedacht, diese könnte man am Strand ausleihen. Leider war das nicht der Fall. Also auf jedem Fall bei der Hotelbuchung nachfragen, ob so ein Rollstuhl vorhanden ist, sofern zwingend notwendig.
Rollstuhl und Strand ist so ne Sache
Am nächsten Tag legten wir einen Strandtag ein. Wie gesagt hatte unser Hotel leider keinen Strandrollstuhl und auch keinen barrierefreien Zugang zum Strand. Somit musste meine Schwester mich dann mit dem Rollstuhl über den Strand zu den Liegen ziehen. Da der Weg zum Meer auch nicht wirklich mit dem Rollstuhl zu erreichen war, habe ich mich dann mit meinem Buch begnügt. Hin und wieder hat meine Schwester mir dann etwas Meerwasser mit einer Flasche mitgebracht. Das habe ich mir dann über den Kopf gekippt und war somit ja auch quasi im Atlantik 😀 Improvisation ist alles ✌🏼
Abends haben wir dann im Restaurant im Hotel zu Abend gegessen. Das kann ich allerdings leider überhaupt nicht empfehlen. Pro Person kostete es $27 und war ein Buffet. Leider haben wir erst gegessen um dann festzustellen, wie teuer der Spaß ist. Da das Buffet nicht so vielfältig war, wie das Frühstück, haben wir beide jeweils nur einen Teller gegessen und ein Getränk getrunken. End vom Lied war trotzdem eine Rechnung von knapp $80. Das war dann auch das einzige Abendessen im Hotelrestaurant.
Am nächsten Tag sind wir morgens ins Büro von TUI, um ein paar Ausflüge zu buchen. Leider stellte sich dabei raus, dass die Tour mit einem Airboat durch die Everglades leider nicht möglich war. Ich weis zwar, dass es Airboates gibt, die speziell für Rollstuhlfahrer sind, der Veranstalter im Hotel hatte leider keinen Anbieter mit dieser Möglichkeit. Somit viel das, worauf wir uns mit am Meisten gefreut hatten aus. Nach kurzer Frustphase haben wir aber das Beste draus gemacht und einfach einen weiteren Tag zum Shoppen eingelegt.
Weiter geht’s im dritten Teil.
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